Nikita
Letztes Jahr hat Nikita viele Dinge zum ersten Mal erlebt: Er hat angefangen, sich für die politische Situation im Land zu interessieren, er hat bei der Präsidentschaftswahl gewählt, auf eine Wende zum Besseren hoffend. Er marschierte mit Tausenden auf den Straßen von Minsk und wurde am Bein verletzt. Er hatte Angst, dass sein Leben plötzlich enden könnte. Aber es geht weiter - allerdings in einem anderen Land.
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Ihar
Wenn Ihar (Name geändert) im Voraus gewusst hätte, dass nach seiner ersten Festnahme ein Strafverfahren gegen ihn eröffnet werden würde, wäre er trotzdem auf die Straße gegangen. Der Mann wurde bei einer der Sonntagsdemonstrationen festgenommen. Im Vergleich zu den Geschichten von August bezeichnet Ihar seine Geschichte als „light“, außer dass seine Knie ihn immer noch belasten, wenn er eine Zeit lang in gebückter Haltung verbringt. Aber beim Thema Menschenrechte gibt es nichts, was man als „light“ bezeichnen kann: Warum sollte ein Mensch grundlos 13 Tage seines Lebens in Akreszina verlieren?
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Vitalij Lebedev
Vitalij lebt in der Puschkinskaja-Straße. Am Abend des 10. August ging er mit seinen Freunden in die Stadt zum Einkaufen. Unterwegs gerieten die Männer in das Epizentrum des Protests. Beim Versuch, verwundeten Demonstranten zu helfen, landete Vitalij selbst im Krankenhaus, mit Schusswunden, ihn trafen sechs Gummigeschosse. Fast zwei Monate verbrachte er im Hospital, womöglich ist seine Beinverletzung dauerhaft und sein Hinken bleibt ein Leben lang.
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Tamara
Jetzt ist meine maximale Gehgeschwindigkeit 1 km pro Stunde. Das ist achtmal schneller als ein Faultier", scherzte Tamara einen Monat nach der Verletzung bitter in den sozialen Medien. Der Aufprall mit dem Polizeistiefel - das Knie wurde total zermalmt. Dann waren es fast vierundzwanzig Stunden im "Brunnen" auf Okrestina. Dort fiel sie mehrmals vor Schmerzen in Ohnmacht. Dann wurde sie zu den Ärzten und auf den OP-Tisch geholt. Der Weg zurück in das bisherige Leben wird etwa zwei Jahre dauern. Ein Mensch, der gewohnt ist, Dutzende von Kilometern zu laufen, wird schon nach zwei Kilometern in einen tiefen Schlaf fallen. Übrigens hat Okrestina Tamara ein weiteres "Geschenk" gegeben - das Coronavirus. Das hat sie nicht so einfach überstanden.
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